In einer unserer Vernetzungsgruppen wurde mal wieder eine von diesen Fragen gestellt, die einem alle Jahre wieder auf der Pelle liegen weil sie einfach sehr stark polarisieren:
Sollten Kinder (z.B. im Sommer) lange oder kurze Ărmel/Hosen etc. tragen?
Es gab und gibt auch in den Einrichtungen und Verbänden in denen ich sonst so unterwegs bin Vertreter der Auffassung, dass man der BroschĂźre „Mit Kindern in den Wald“ von den Gemeindeunfallkassen entsprechend glauben schenken sollte wegen Zecken, Ărsten, Dornen, Steinchen, Scherben und Kinder im Wald auf jeden Fall von unten bis oben eingemummelt sein sollten (z.B. Socken Ăźber die langen Hosen, lange Ărmel und Kopfbedeckung auch bei 30 Grad). Diese Empfehlung wird zudem in allen mĂśglichen Beratungssituationen und auch von Ămtern (z.B. Jugendamt, Landratsamt) oft sehr unkritisch Ăźbernommen oder gar als Voraussetzung des Betriebs dargestellt.
Es gibt aber auch Stimmen, die sagen dass es gerade sinnvoll ist kurzärmlig zu laufen, denn…
- „Die grĂśĂte Gefahr ist nicht zu lernen mit Gefahren kritisch umzugehen. Vermeidung fĂźhrt dazu dass man Gefahren nicht objektiv einschätzen kann“
- „Lange Ărmel fĂźhren zu Ăberhitzung und schwitzen. Beides ist kritisch wegen der Zecken, die dadurch eigentlich abgehalten werden sollten.“
- „Ein Hitzschlag ist nicht gesĂźnder als ein Steinchen in der Sandale.“
- „Wenn man dafĂźr sensibilisiert ist spĂźrt man Zecken auf der Haut krabbeln und man kann sie vor dem Biss schon absammeln. Das funktioneirt am Besten ohne stĂśrende Klamotten an den Krabelstellen.“
- „Kinder haben ein Recht auf freie Entfaltung ihrer PersĂśnlichkeit, ihrer Begabungen und Fähigkeiten (Art. 2 GG, Art. 29 KRK). Dieses Recht umfasst das u.a. auch das Recht auf Selbstbestimmung Ăźber ihren KĂśrper.“
Dies lässt dann natßrlich auch die Frage zu, wie ist es mit dem Barfuà gehen. Ohne entsprechende Präventionsfunktion sind Langarm- und Festes-Schuhwerk-Gebote ja eigentlich ßberflßssig.
Laut telefonischer Aussage der GGUV sei es nicht grundlegend fahrlässig, wenn Kinder barfuà gingen. Man mßsse im Einzelfall prßfen, was passt.
Aus pädagogischer Sicht spricht einiges fßrs barfuà gehen in der WaldKiTa:
- Ich darf in PfĂźtzen und Wasser, denn die Schuhe weichen nicht durch. đ
- Mein er-leben ist viel stärker im hier und jetzt (z.B. Beschaffenheit diverser UntergrĂźnde: Feuchtigkeit, Festigkeit, Oberflächen, Unebenheiten…).
- Ich Ăźbernehme Verantwortung fĂźr den eigenen KĂśrper.
- Ich lerne meinen KĂśrper besser kennen und spĂźre mich gut.
- Meine Muskulatur entwickelt sich positiv durchs barfuà laufen, dadurch werden spätere Haltungsschäden minimiert.
- ResilienzfĂśrderung (z.B. ich weiĂ, wenn ich jetzt mal zwei Schritte Ăźber den Spilt muss, gleich im Gras wird es wieder besser…)
Der Träger hat folgende MĂśglichkeiten sich zusätzlich abzusichern um BarfuĂgehen guten Gewissens erlauben zu kĂśnnen:
- Bearbeitung potentieller Gefährdungen durch das BarfuĂgehen in der Gefährdungsbeurteilung (BGW)
- Ăffentliches formulieren des BarfuĂgehens in der Einrichtungskonzeption und
- Einverständnis der Eltern (z.B. durch Unterschrift im Betreuungsvertrag bezieht sich meist auch auf die Konzeption)
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